Gedanken zur Sicherheit an Bord: die Rettungsweste

Neben all der Freude an Bord schaue ich immer wieder auf das Thema Sicherheit. Wir alle – ich eingeschlossen- sehen nur zu gerne die Freude, das Abenteuer und das Positive des nächsten Segeltörns.

Mal Hand auf’s Herz: beim nächsten Chartertörn kommt doch maximal die Frage ” habt Ihr Rettungswesten an Bord mit Gurt? ‘ oder muss ich etwas mitbringen? ” die Frage stellt sich eigentlich nicht weil immer Rettungswesten an Bord sind. Aber wir denken an das Gepäckgewicht.

Wer hat das letzte Mal gefragt, welche Rettungswesten mit welcher Ausstattung an Bord sind und sich die Frage gestellt: kann ich im Ernstfall damit überleben? Komme ich zurück an Bord ?

Ich habe für mich – auch aus bitterer Erfahrung – folgende Regeln für eine Rettungsweste auffestellt, die ich trGen möchte:

  1. Die Rettungsweste sollte nicht größer als die 150N- Klasse sein. Richtig- schwere Menschen werfen ggg. Nicht sicher gedreht (Ich gehöre dazu). Aber mit einer riesigen >=280N Weste kommt man eh nicht an Bord. Versucht einmal mit einem Riesen Ballon vor dem Bauch eine Leiter hoch zu steigen. Geht nicht! Auch in der >=280N Klasse drehen manche Westen nicht sicher. Siehe Tests auf YouTube. Ja, vielleicht gehe ich damit das Risiko mit einer mangelnden Ohnmachtsabsicherung ein. Aber ich vertrete die Meinung, das bei einer Ohnmacht / Besinnungslosigkeit insgesamt so große Probleme auftreten, das dieses Problem dann nur eines von Vielen ist.
  2. Spraycap. Für mich kommt nur eine Weste mit integrierter Spraycap in Frage. Alles andere ist auf See Selbstmord. Schaut Euch unten die Bilder von der Sicherheitsausbildung an. Ich denke, die sprechen für sich. Du wirst schlicht überspült. Das mag ein, zwei mal funktionieren. Irgendwann kannst Du den Rhythmus nicht mehr folgen und atmest im falschen Moment. Dann ertrinkst Du – trotz und mit Weste
  3. D-Ring, Beingurt, Pfeife, Hilfs- aufblaserüssel, sichere Selbstauslösung: ich denke, das ist obligatorisch. ABER Vorsicht: manchen Rettungswesten haben keinen D-Ring! Der D-Ring ist er Edelstahlring vorne an den Leinen, in den Du eine Rettungsleine einpicken kannst. Ich habe selber noch Rettungswesten an Bord, die keinen D-Ring haben. Wie willst Du mit Leinenhilfe an Bord kommen, wenn Du nichts zum einpicken hast?
  4. Jetzt geht es noch einen Schritt nach vorne: Wir lernen alle, das derjenige, der zuerst sieht, das ein Crewmitglied über Bord geht, schreien soll und mit dem ausgestreckten Arm auf den POB (Person over Board) zeigen soll. Was aber, wenn die Wellenhöhe das gar nicht zulässt? Nach einigen Metern Entfernung wirst Du schon bei moderater See den POB nur noch dann und wann auf dem Wellenberg sehen. Ansonsten ist er schlicht aus der Sicht. Ein Signal zum nächsten Satelliten ist recht schön, aber es hat doch etwas, wenn Du direkt an Bord sehen kannst, wo der POB ist. Nämlich mit AIS! Besser geht es doch gar nicht. Ich halte ein kleinen persönliches AIS für absolut wichtig. So kannst Du nicht verloren gehen. Das ist unmöglich! ALSO: AIS- Sender muss sein!
  5. Lifebelt: Ein Sicherungsgurt verhindert ein über Bord gehen sicher: Bist Du angeleint, kannst Du nicht weg – ganz einfach. Aber: probiere mal aus, ob Dich Deine Lifebelt auf der nächsten Yacht auch sicher schützt! Oder fällst Du angekettet doch über Bord und hängst dann an der Leine außenbords am Rumpf? Ein Lifebelt sollte zwei Punkte zum einpicken haben und flexibel sein, moderne gesicherte Karabiner haben und in Verbindung mit dem Punkt zum Einpicken (Strecktaue..) Dich sicher an Bord halten.

Bei uns an Bord gibt es nur Rettungswesten mit all den Funktionen, wie ich sie beschrieben habe. Ich halte das für sehr sicher, zweckmäßig und für gute Seemannschaft. Im Zweifel geht die Sicherheit vor!

Schau Dir mal die Bilder an. Eine Person wird locker von kleinen Wellen überspült und hat dann keine wirkliche Überlebenschance! Mit den beschriebenen Sicherheitseinrichtungen ist eine Situation wie auf den Bildern dokumentiert beherrschbar!