Tag 4 Cuxhaven

Manches Mal neige ich dazu bei Planungen Nebenzeiten zu vergessen. Was ist das ? Ganz einfach: Zeiten für Nahrungsmittelbeschaffung, Diesel bunkern, Wasser etc. Ich nehme diese Zeiten mit in die Strecke und denke mir bei der Planung: Das passt noch ‘rein, ohne das ich die Planung ändern muss. Aber da hat mir dieses Mal die Independence’s Maschine einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir konnten gestern nicht mehr durch die schleuse Brunsbüttel und nach Cuxhaven fahren. Also müssen wir das heute tun.

Somit ist der Zeitplan um einen Tag gestört: Wir benötigen auch neuen Diesel, Futter…. Somit beschließen wir, einen Tag in Cuxhaven zu verbringen, bevor wir nach Helgoland aufbrechen. Ach ja, da war noch etwas: Der Wind wird auch besser für uns, wenn wir einen Tag warten 🙂

Um 09:30 laufen wir aus der Schleuse Brunsbüttel auf die Elbe aus. Wind W 3-4, See 0,2m, 1017 hPa leichte Bewölkung. Die Maschine macht uns gerade keinen Kummer, aber wir bleiben langfristig bei ca 2000-2200 Umdr. und erreichen Cuxhaven pünktlich zum Mittagessen. Feierabend für heute. Bunkern und planen für morgen.

Die Marina “Segler- Vereinigung Cuxhaven eV” ist eine schöne Marina mit Anschluß an EInkaufsmöglichkeiten, 24/7 Dieseltankstelle und ein schönes Ort zum Entspannen.

Manfred und ich entscheiden: Wir gehen einkaufen – Lidl ist nicht weit. Ich sag noch > 3 Mann ist besser < , setze mich aber nicht durch. Wir beide leiden bitter auf dem Heimweg! Vollgepackt mit großen Tüten, jeder so um die 30-40 kg an den Händen schluffen wir prustend Richtung Marina zurück. Jede Parkbank willkommen, Jede Paus ein Genuß. Was früher noch mit Durchhalteparolen gewuppt wurde, bremst jetzt Rücken, Nacken, Fuß und Hüfte auf’s Schärfste aus. Der Einkauf wird bis zum Schiff zum Überlebenstraining und wir sind Beide froh, das Futter endlich an Bord hiefen und unter Deck verstauen zu können. WHOU – da fehlt ein Einkaufskarren 🙂

Aber: mein Wunsch : Weg von den Dosen, hin zum frischen Futter findet allgemeinen Anklang und zu meinem Glück treffe ich die Gaumenwünsche der Mannschaft. Puh – ich werde nicht Kiel-geholt 🙂

Tag 3: NOK

Das einzig erregende an einem NOK – Tag ist die Wartezeit auf die Schleusen. Ich mag dieses herumdümpeln und warten nicht. Wir haben uns eine Zeit ausgesucht, in der in Holtenau nur eine Schleuse geöffnet ist. Auch schön – da können wir beim Warten gerne Schiffchen gucken: Wer kommt denn da so alles aus dem Tor gefahren… 🙂

Der Schleusenmann prüft die Tickets. WIr halten aus etlichen Metern Entfernung das Ticket in die Höhe. Alles gut, wir dürfen bleiben. Das ist Vertrauen in die Menschen. Der Mann kann nichts erkannt haben… Schön ist das.

Hast Du erst einmal den irren Hub von 20-30cm durchlebt (ist da ‘was geschehen?) öffnen sich die Tore Richtung Kanal. schon bevor die Tore wirklich offen sind ertönt die Stimme aus dem Megaphone: “Sport bitte ausfahren” Whou, das wäre früher gar nicht möglich gewesen. Wir fahren durch das sich immer noch öffnende Tor in die Weiten des Kanals.

Von jetzt an beginnt die Wach – phase: sieh bloß zu, das Du nicht einschläfst. Es ist eintönig und langweilig. Wir können nur mit 2000 Umdrehungen Richtung Süden driften. Meine besorgten, wiederholten Neuplanungen für die Fahrzeit ergeben aber keine Risiken: Wir werden pünktlich vor Ende der Tagzeiten in der Marina Brunsbüttel ankommen.

Plan mal schön, Du Dussel… Kaum sind wir einige Zeit auf dem NOK unterwegs, da veschwinden auf einmal die Anzeigen im Kockpit. Alle Zeiger stehen auf “0” Na super. Nach “Enriko, geht mal nachsehen” und “Bernd, komm mal runter” steht fest: Der Keilriemen hat sein Leben an der Scheibe ausgehaucht. SCHITT!!!!!

Maschine aus, die Suppe kocht bereits.

Independence driftet schön quer in den Kanal. kein WInd, Segel setzen macht keinen SInn. Ich sehe noch ein Polizeiboot kurz vorher vorüber ziehen, aber da sind sie auch schon weg. Es bleibt nix übrig: Wir können hier nicht quer im Kanal chillen. Ich rufe Hilfe üeber FUnk und teile mit, das wir manövrierunfähig den Kanal blockieren.

Ordnungsgemäß teile ich unsere Position mit – und verhau’ mich noch: Wir waren in den Momenten der Erkenntnisdoch wieder 1,5 km weiter gefahren. Asche über mein Haupt. Ich korregiere mich und das Polizeischiff stellt fest, das sie näher dran sind und kommen uns zu Hilfe. Wir werden zur nächsten Anlegestelle abgeschleppt.

Enriko schmeißt sich todesmutig in den Maschinenraum und kann einen Ersatzkeilriemen montieren. PERFEKT! Danke Enriko!

Ein Polizeimitarbeiter kommt des Weges an unseres Anlegestelle und schaut fachkundig noch einmal nach: Etwas mehr Spannung bitte, aber ansonsten ist alles gut. Ihr könnt so weiter fahren. Super! Die Aussage gibt uns frischen Mut, doch noch Brunsbüttel zu erreichen.

Was soll ich sagen: Obwohl wir noch über eine halbe Stunden durch warten auf die Europa II verlieren erreichen wir Brunsbüttel vor Plan: das Abschleppen war deutlich schneller als die eigene Fahrt. So haben wir alles wieder herausgearbeitet.

Enrikos Freunde kommen von der Seeseite die Elbe hoch in den Kanal. Für den guten Einsatz heute hat Enriko heute Abend verdient Partytime mit seinen Freunden! Prost!

Tag 2: Technikpause

Nachdem uns gestern die Maschine Sorgen bereitet hatte wollen wir heute versuchen, das Problem zu finden. Leider scheitert unser Versuch, einen Techniker an Bord zu bekommen. es ist wie immer in Deutschland: “Wir können Mittwoch Nachmittag kommen (Tage warten). Vorher haben wir keine Zeit. In bin enttäuscht. In anderen Ländern wird organisiert – und dann kommt jemand. EReisende haben stets wenig Zeit und können nicht tagelang warten.

Wir beschließen die Maschine zu testen: Stundenlang fahren wir in die Spring mit höherer und niedrigerer Drehtzahl. Irgendwann finden wir den Pastpunkt, mit dem fahren können, ohne das sich die Maschine unzulässig aufheizt.

Daneben nutzen wirt den Tag noch für dies und das am Schiff und beschließen, das wir morgen weiterfahren.

Tag 1: Lübeck – Kiel

05:30 – Lampe an. Manno, das dürfte auch später sein – aber wir müssen hoch. Heute Abend wollen wir in Kiel ankommen, möglichst im Hellen. Die Wetterprognose steht.

Ich schäle mich aus der Vorschiffskoje und höre, das auch achtern und mittschiffs Bewegung in Spiel kommt. Nach einem Kaffee startet um 07:00 Uhr die Maschine. 5 Minuten später legen wir ab.

Früh morgens leise aus der Marina? Nö, wir verabschieden uns von den Stegnachbarn mit Fanfare und wildem Gewinke. Die Niedergänge fliegen auf und wir bekommen eine herzliche Antwort zum Abschied!

Travemarina hieß die Heimat von Independence für einige Jahre. Nun geht es ab nach Holland in’s Gezeitenrevier und die Süßwassergebiete hinter den Deichen.Langsam gleiten wir die Trave hinunter Richtung Ostsee. Ein paar Jahre ist es her, das ich hier gefahren bin. Schöne Erinnerungen!

Der Wind bleibt leider nicht wie wir das gerne uns gewünscht hätten Er bleibt achterlich bis Fehmarn, aber nimmt eher ab. Für die Überführung nicht so schön, weil wir Strecke machen müssen. Das Motor bleibt den ganzen Tag an und wir leben in den Tag hinein.

Letzte Vorbereitung

Einen Tag haben wir Zeit, uns als Crew zu finden und das Schiff fertig zu machen. Aber das klappt gut. Wir kommen gut zurecht miteinander und die Arbeit geht Hand in Hand. Wir stimmen uns ab, prüfen die Rettungsmittel, Navigation, Wetter. Alles passt. Windy erzählt uns, das der Wind eher abnimmt. Aus der Lübecker Bucht mit achterlichem Wind – Super. Das paßt. Wasser, Öl, Diesel, Mannschaft- alles ok, Wir können starten!

Abends lädt uns Manfred zum Abschiedsessen ein. Wir plündern die Pizzaria. Lecker! kann ich weiter empfehlen.

Wir warten glücklich beim Bier auf unser Essen. Schöner Abend. Danke Manfred!

Eddi – Die gute Seele vor Ort. Ich glaube, ich kann auch besonders im Namen von Manfred hier sagen: Danke für die viele Hilfe, die Du Independence hast zukommen lassen!

Anreise

Meine Tasche ist gepackt. Blei drin? Ich kann sie kaum heben… Aber ich freue mich auf ein paar Segeltage und frische Luft.

Meine Zugverbindung nach Lübeck ist in 4 Abschnitte unterteilt. “Umsteigen” nennt das die Bahn freundlich. Das erste Umsteigen ist schon wieder ein Abenteuer.. 70 Minuten hat der Zug in Oldenburg Verspätung. Hallo Bahn, ich mag Dich nicht besonders mit all den Verspätungen “…wegen technischer Probleme. Wir bitten um Entschuldigung..:” DAS NERVT!!!!

Danach geht die Fahrt – versetzt um eine Stunde – nach Plan weiter und ich habe eine Chance, noch den vorletzten Zug nach Lübeck zu bekommen. Ein Taxifahrer schaut auf mein Handy um zu verstehen, wohin er mich bringen soll. Nach 20 Minuten bin ich dann auch schon in der Marina. und ich steige aus. Stockdunkel und ich muss mich zurück erinnern, wie die Marina aufgebaut ist.

Natürlich stehe ich auf der falschen Seite und muss samt Koffer die Marina wieder verlassen, einmal der Straße lang im großen Bogen ans andere Ende des Geländes. Zwischen den Hallen hindurch, vorbei an Booten, die liebevoll bearbeitet werden finde ich dann den Steg wieder.

Die Stege sind klasse: alles schwingt mit, die Metallbleche sind glatt und fühlen sich nicht gut an. Ja, ich erinnere mich wieder. Hier lag INDEPENDENCE.

“Wer da” tönt es aus der Yacht vor meinem Ziel. Im Dunkeln lerne ich Manfred’s Freund kennen, der auf die Yacht aufpasst und mich schon erwartet.

Ich bin angekommen! Endlich.

Jetzt nur noch warten auf Manfred und seinen Sohn Enrico. Die beiden kommen erst später. Ich richte mich schon einmal ein und sacke kaputt im Cockpit auf die Bank