Noch ein Sturmopfer

Nachdem Bonita nun endlich fest gezurrt war dauerte es nicht lange, und das zweite Boot wollte sich auf die Reise machen.

Ich wollte gerade ins Bett gehen und schaue noch einmal in die Runde. Da sehe ich auf der anderen Seite in der Club – Marina ein Boot auf Abwegen. Achterleine gerissen, 2. Achterleine von der Mittelklampe auf letzten Fädchen.

Ich flitze rüber in die Marina, kann aber das Boot nicht erreichen. Der Wind kommt hier von querab auf das Boot und schiebt auch den Bugkorb weit vom Fingersteg. Das Heck ist eh nicht mehr zu erreichen.

Ich renne zurück zum Clubhaus und suche eine Telefonnummer. Kiene Chance. Ach – ich habe ja mein Handy dabei. Ich stelle mich an eine halbwegs geschütze Stelle und google den Club – und finde den Vorsitzenden.

Er ist zu Hause, bedankt sich und verspricht, sofort mit seinem Bruder zu kommen.

Ich schaue mir die Situation an: das hält nicht mehr lange. Wenn sich das Boot entgültig losreißt, gibt es Kleinholz am nächsten Fingersteg und ganz sicher auch am Boot.

alle Stege sind mti Eis überzogen. Zentimeter dick

Ich renne zurück zum Boot. Saukalt. Schitt. Überall Eis. 

Ich finde eine Leine, mit der ich vielleicht etwas anfangen kann. Aber ich muss auf dieses Boot.

Die Vorleine ist mit einem völlig überlasteten Federelement versehen. Dort kann ich eine Leine einpieken. Ich bau mir einen Flaschenzug rüber über den Steg an die nächste Klampe um den Bug näher an den Steg ziehen zu können.

Auf den Knien rutsche ich mit der Leine langsam auf den Fingersteg bis ans Ende. Dort will ich die Leine an der Klampe belegen und dann später zur neuen Achterleine machen. Auge um die Klampe am Steg und so schnell wie möglich zurück. Puh.

da liegt sie gesichert am nächsten Morgen noch brav

Alles auf Knien. Unter mir ca. 0,5 Meter Welle im Hafen und überall Eis. So langsam wird mir klar, was ich hier mache, ist grenzwertig. Wenn ich ausrutsche, bin ich dran.

Nach unendlich viel Kraftaufwand gegen den Wind und Welle kann ich den Bug an den Steg heranziehen und komme ich in einer passenden Welle auf das Boot – frische Leine in der Hand.
Ich krabbel mit der frischen Leine, die ich schon  schon an Land belegt hatte nach achtern.

Zentimeter um Zentimeter kann ich das Heck wieder zurück zum Steg bringen. Nach 15 Minuten pullen ist die Arbeit getan. Whou.

Ich bin fast fertig, da kommt auch der Clubvorstand. Ein älterer Herr, sehr nett. Aber es war richtig, alleine zu starten: er ist gesundheitlich angeschlagen, der Bruder war nicht zu Hause.

Nach getaner Arbeit stehen wir noch eine Weile am Steg im Wind und unterhalten uns. Ich bin zum Kaffee eingeladen, der jeden Sonntag stattfindet. Sehr nett, die Einladung will ich gerne annehmen.

So, jetzt aber endlich: ab ins Bett!